Seelsorge

Die Seelsorge ist ein zentrales Tätigkeitsfeld der Neuapostolischen Kirche. Sie hat zum Ziel, dem Glaubenden beizustehen und ihn auf die Wiederkunft Jesu Christi vorzubereiten. Angeboten werden ein bis zwei Gottesdienste pro Woche, Gesprächskreise und weitere Zusammenkünfte - auch spezielle Angebote für einzelne Altersgruppen. Alle Mitglieder haben Anspruch auf individuelle seelsorgerische Begleitung. Die Seelsorger nehmen an den Anliegen –  Sorgen und Freuden – der Mitglieder Anteil und begleiten sie mit ihren Gebeten.

Seelsorgerische Begleitung

Die Seelsorge in der Neuapostolischen Kirche hat zum Ziel, dem Nächsten beizustehen. Die Grundlage und das Vermögen dazu finden sich einzig im Opfer Jesu Christi. Das ernsthafte Bemühen des Gläubigen, in Christi Wesen hineinzuwachsen, wird durch einfühlsame seelsorgerische Begleitung unterstützt.

Die Seelsorger haben die Aufgabe, den Gläubigen zu helfen, bei der Wiederkunft Christi bereit und würdig zu sein. Bis dahin begleiten sie die Anvertrauten seelsorgerisch auf ihrem persönlichen Weg in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Gerade in einer Gesellschaft, die mehr und mehr durch Vereinsamung, Isolation und Ausgrenzung vieler Menschen geprägt ist, erfährt der neuapostolische Christ in seinem Alltagsleben Fürsorge und Begleitung durch seine Seelsorger.

Seelsorgebesuche

Wer möchte, erhält regelmäßig Seelsorgebesuche durch seinen zuständigen Seelsorger. Im Gedankenaustausch mit ihm werden Glaubensinhalte vertieft und auf Wunsch auch persönliche Angelegenheiten besprochen. Die Eigenverantwortung des Einzelnen wird respektiert und gefördert. Wichtiges Element im Seelsorgebesuch ist das gemeinsame Gebet.

Im Krankheitsfall erfährt der neuapostolische Christ seelsorgerische Zuwendung durch Besuche, sei es zu Hause oder im Krankenhaus. Der besuchende Seelsorger nimmt Anteil am Befinden, er stärkt im Glauben, tröstet und legt ins Gebet, was den Kranken beschäftigt und belastet. Wenn möglich, feiert der Seelsorger das Heilige Abendmahl mit dem Kranken. In gleicher Weise werden betagte Glaubensgeschwister, denen der Gottesdienstbesuch und das Gemeinschaftserleben in der Gemeinde infolge ihres Alters verwehrt sind, regelmäßig besucht. Auch Gemeindemitglieder mit Behinderungen, denen der Gottesdienstbesuch nicht möglich ist, erhalten, wenn sie dies wünschen, regelmäßige Seelsorgebesuche.

Besondere seelsorgerische Betreuung wird den Glaubensgeschwistern zuteil, die in Leid und Trauer gekommen sind. Dass einfühlsame Sterbebegleitung und Begleitung der Angehörigen Sterbender durch Seelsorger angeboten wird, ist selbstverständlich. Gläubige, die nicht oder nur eingeschränkt besucht werden können, beispielsweise Seeleute, Soldaten oder Inhaftierte, erhalten seelsorgerische Betreuung auch in brieflicher Form.

Eine Aufgabe auch für die Gemeinde

Seelsorge ist nicht nur Aufgabe der kirchlichen Amtsträger, sondern in einem weiteren Sinn auch eine Aufgabe für die ganze Gemeinde. Sie bezieht sich auch auf praktische Lebenshilfe.

Wie sich diese gestalten lässt, ist aus dem Gleichnis vom Weltgericht abzuleiten; es gelten die Worte Jesu Christi: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen“ (Matthäus 25,35.36)

Jesus als Vorbild

Was Seelsorge bedeutet, lässt sich aus den Berichten über das Verhalten Jesu erkennen. Er wandte sich ohne Ansehen der Person den Sündern zu und ließ sie seine Liebe empfinden. Er hörte zu, half, tröstete, gab Rat, mahnte, stärkte, betete, lehrte. Jesus ist für alle Menschen gekommen, aber nicht alle nehmen ihn an. Die Seinen sind ihm vom Vater anvertraut. Er will alle Anvertrauten bewahren und keinen verlieren (siehe Johannes 17,12).

Jesu Christi Wort und Tat sind das vollkommene Vorbild für die Seelsorge; am Sohn Gottes soll sich jeder Seelsorger orientieren. Dazu gibt Jesus das Bild vom guten Hirten, der die Seinen kennt, mit ihnen spricht und ihnen vorangeht: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe [...] Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10,11.27.28)

Davon abgeleitet haben die Seelsorger die Aufgabe, die Herde Christi zu „weiden“ und auf das Wiederkommen des Erzhirten Jesus Christus vorzubereiten. Dies tun sie „freiwillig“ und „von Herzensgrund“ (1. Petrus 5,2-4).

Trauerbegleitung

Trauerbegleitung und Trauerbewältigung gehören zusammen. Die Trauerbegleitung dient der Ermutigung des Trauernden, über den Verlust zu sprechen und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Traurigkeit, Angst, Wut, Hadern mit Gott und Schuldgefühle dürfen zur Sprache kommen und dem Seelsorger gegenüber vorbehaltlos geäußert werden. Es liegt in der seelsorgerischen Aufgabe, gerade in solchen Momenten auch an das Positive, an beglückende Erlebnisse oder Erfahrungen mit dem Entschlafenen zu erinnern.

Trauerbewältigung

Großer Trost im Leid liegt für neuapostolische Christen in der Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und die damit verbundene Auferstehung der in Christus Gestorbenen.

Weiter ist zur Trauerbewältigung hilfreich, wenn bewusst gemacht wird, dass auch Jesus Christus gelitten hat und gestorben ist. In Jesu Auferstehung ist auch die Auferstehung des Entschlafenen begründet; er hat Anteil am Sieg Christi über den Tod: „Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei." (Römer 14,7-9).

Die kirchliche Trauerfeier

Der Tod eines nahestehenden Menschen bedeutet für die Hinterbliebenen Leid, Schmerz und Trauer. Ihrer Tröstung dient die kirchliche Trauerfeier. Sie kann in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Beisetzung oder von ihr getrennt stattfinden: auf dem Friedhof, in einer Kirche, in einem Bestattungshaus oder in der Wohnung der Trauerfamilie. Die Trauergemeinde umgibt die Hinterbliebenen, um ihnen ihre Anteilnahme zu bekunden und das Gefühl von Geborgenheit in der Gemeinschaft zu vermitteln. Auch wird damit dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen.

In der christlichen Glaubensgewissheit, dass nach dem leiblichen Tod das Innere des Menschen – Seele und Geist – weiterlebt, werden Seele und Geist in der Trauerfeier der Gnade und Liebe Gottes mit segnendem Zuspruch anbefohlen. Der entseelte Leib wird mit feierlichen Worten seiner Bestimmung übergeben.

Ablauf und Gestaltung der Trauerfeier können variieren; grundsätzlich entspricht die Liturgie in der Trauerfeier dem Wortgottesdienst und ist bei einer Erdbestattung oder Feuerbestattung gleich. Im Regelfall gestaltet ein Chor die Trauerfeier mit und trägt so zum würdigen und tröstlichen Abschied vom Verstorbenen bei.